Oussama El Hamli
Diese Installation visualisiert die Zahl "90" in Braille-Schrift. Auf der gesamten Installation finden sich 1200 scharfe Spitzen, die jeweils für tausend Menschen mit Sehbehinderungen in Deutschland stehen. Mit insgesamt 1.200.000 sehbehinderten Menschen in Deutschland verdeutlicht diese Installation die bedrückende Realität: Rund 90 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe können keine Braille-Schrift lesen.
Die scharfen Spitzen sind nicht nur visuell, sondern auch taktil erfahrbar und sollen die Barrieren verdeutlichen, denen Menschen mit Sehbehinderungen tagtäglich begegnen – selbst innerhalb ihrer eigenen Gemeinschaft.
Diese Installation stellt einen Restaurantbesuch nach, ist jedoch nur eine von vielen Darstellungen, die verdeutlichen, wo Braille-Schrift fehlt. Die Geschichten, die aus den Lautsprechern erklingen, erzählen von weiteren Orten des Alltags, an denen Menschen mit Sehbehinderungen auf Barrieren stoßen.
In der Ausstellung gibt es bewusst Dinge, die für Besucherinnen und Besucher nicht verständlich sind, um das Gefühl der Isolation und des Ausschlusses nachzuempfinden, das Menschen mit Sehbehinderungen oft erleben. Es wird das genaue Gegenteil eines normalen Restaurantbesuchs simuliert: Sie betreten einen Raum, der voller Braille-Punkte ist, doch das Hinsetzen, Bedienen der Speisekarte oder Benutzen des Bestecks ist nicht möglich – alles Dinge, die auch für Blinde ohne Probleme möglich sein sollten.
Diese Installation ist eine kritische Auseinandersetzung mit der mangelnden Barrierefreiheit in unserer Gesellschaft und fordert dazu auf, gemeinsam Lösungen zu finden, um eine inklusivere und gerechtere Umgebung zu schaffen.
Blinde und sehbehinderte Menschen werden in Deutschland nicht gezählt. Das ist eigentlich unglaublich, wenn man bedenkt, wie nützlich empirisch erhobene Daten wären. Der Zahlenmangel führt dazu, dass in vielen Bereichen Verantwortliche auf Vermutungen angewiesen sind, wo sie eigentlich Planungssicherheit bräuchten - als Beispiel sei nur die öffentliche Hand genannt.
Der Deutsche Blinden- und Sehbehinderten Verband (DBSV) fordert deshalb seit vielen Jahren empirisch erhobenes Zahlenmaterial zur Situation der blinden und sehbehinderten Menschen in Deutschland. Besonders wichtig wäre das für den Sehbehindertenbereich, in dem die Betroffenenzahlen anscheinend seit Jahren dramatisch ansteigen (siehe WHO-Zahlen) - aber nichts genaues weiß man nicht.
Die Zahlensituation ist also alles andere als befriedigend. Im folgenden finden Sie die wenigen Zahlen, die es gibt. Die Quellen sind jeweils angegeben.
Hier die Definitionen nach deutschem Recht: